Ultras Bielefeld - aufgelöst

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Pecos
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Ultras Bielefeld - aufgelöst

Beitrag von Pecos » Mo, 16.02.04, 23:50

http://www.ultras-bielefeld.de
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Die Bielefelder Szene: Am Puls der Zeit !?

Getreu dem Motto "Kein Attentat ohne Bekennerschreiben" möchten wir euch im Folgenden kurz über einige Veränderungen im harten Kern der Bielefelder Fanszene informieren. Seit 1995 gab es in Bielefeld Bemühungen bezüglich des Aufbaus einer ultraorientierten Szene, immer mit dem Augenmerk, sich einen eigenen Stil zu erarbeiten bzw. zu bewahren. Seit dem 08. Februar 2004 ist dieses Zeitalter nun Geschichte: Die als Endprodukt dieser Bemühungen geltenden "Ultras Bielefeld" haben sich nach einstimmiger Abstimmung unter allen Mitgliedern selber aufgelöst.
Zu den Gründen:


1. Wir haben uns immer für ein gewaltfreies Ausleben des Begriffs "Ultra" eingesetzt ("Satyagraha"), und Verstöße gegen diese internen Werte und Normen eigener Mitglieder geahndet. Seit etwa einem Jahr beobachten wir eine massive Zunahme der Gewalt in zahlreichen bundesdeutschen Gruppen und dadurch auch eine Beschmutzung des Namens "Ultras", mit welchem wir uns nun nicht mehr identifizieren können. Desweiteren werden durch diese Entwicklung alle Bemühungen gegen Willkürmaßnahmen seitens Ordnungsdiensten, Polizei und Vereinen/DFB untergraben, was langfristig die eigene Daseinsberechtigung und vor allem Glaubwürdigkeit zunichte machen wird. Besonders traurig ist hierbei, dass gerade die Gruppen, welche noch nicht so lange existieren, am massivsten durch ein negatives Auftreten auffallen und somit etwas zerstören, was sie in der Grundlage nicht selber geschaffen haben.


2. Wir haben das uns selbst gesteckte Ziel einer "Vereinigung der Kurve" verfehlt, was jedoch auch in der Beschaffenheit einer durchschnittlichen deutschen Fanszene begründet ist. Zwar behaupten fast alle Ultragruppen in Deutschland, das sie "offen" für jedermann wären, dennoch werden große Teile der Mitglieder nur als Karteileichen oder Geldgeber geführt. Es wird auch auf lange Sicht in Deutschland nicht möglich sein, mitgliederstarke Gruppen entstehen zu lassen, in welchen der überwiegende Teil auch die Mentalität trägt. Die Schnellebigkeit unserer Gesellschaft, das Wegbrechen der Gründerväter und das Fehlen nachwachsender Führungspersönlichkeiten werden das "Experiment Ultra" immer zur Randerscheinung degradieren oder gar zunichte machen. Der Weg für Deutschland muss ein anderer sein (dazu mehr im Ausblick am Ende).


3. Auch in unserer Gruppe war im Zuge der Vergrößerung das Aufkommen einer gewissen Arroganz gegenüber den sogenannten "normalen Fans" spürbar. Dies kann und darf jedoch nicht das Ergebnis sein, wenn man als Ultragruppierung etwas für die ganze Kurve erreichen möchte. Um wirklich gemeinsam mit den seit Jahren aktiven (!) Personen der eigenen Szene etwas gemeinsamer zu erreichen (und hiermit sind nicht unbedingt Choreographien etc., sondern Zusammenhalt gemeint), ist eine Gruppierung, zumindest in Bielefeld, eher hinderlich.


4. Durch die Öffnung der Gruppe für alle Interessierten im März 2003 ergab sich eine für die Gründer ungewohnte Situation: Man wandelte sich vom verschworenen Freundeskreis hin zu einer (zum Teil unüberschaubaren) Zweckgemeinschaft. Wenngleich die Umsetzung der vorherrschenden Werte und Normen weiterhin problemlos war, sank gerade bei den langjährigen Mitgliedern die Identifikation mit dem, für das wir in Bielefeld über Jahre kämpften und stritten, und auf das jetzt viele einfach aufsprangen ? manche, weil sie wirklich etwas bewegen wollten, andere zur Steigerung ihres Selbstwertgefühls und um sich gegenüber anderen Fans als höherwertig zu sehen, ohne etwas zur Sache beizutragen oder gar zu verstehen, worum es überhaupt geht. Wie in vielen anderen deutschen Gruppen änderte sich durch die Vergrößerung auf über 60 Mitglieder nichts an der Anzahl der Aktiven. Dies waren wir jedoch nicht bereit, zu akzeptieren.


5. Durch den Einzug des Weltnetzes in die Fanszenen besteht nun für immer mehr Personen die Möglichkeit (anonym) in Foren etc. eine scheinbare Positionierung ihrer Selbst innerhalb einer Szene zu erreichen. Dieser Aspekt wird mittlerweile überbewertet und schadet allen Kurven. Kommunikation muß wieder von Mensch zu Mensch geführt werden, nur so entsteht neues Vertrauen (auch bundesweit !) und wahre Charaktere können die bestehende Hierarchien der einzelnen Szenen durch ihr Engagement ergänzen.

Abschließend noch einige Worte zur Zukunft: Es wird definitiv keine Nachfolgegruppe geben ! Das Szeneleben in Bielefeld wird wieder über die Fanclubs organisiert werden, jedoch mit einer entscheidenden Veränderung: Ab sofort werden alle über die letzten 25 Jahre aktiven und noch anwesenden Personen gemeinsam für ihren Deutschen Sport-Club und somit für Bielefeld agieren. Hierbei wird es keine Rollen spielen, welcher Ausrichtung die einzelnen Personen angehören. Es wird ein neuer Zusammenhalt gefördert werden, um die Verwässerung und Oberflächlichkeit dessen zu durchbrechen, was sich heute gerne selber Fanszene nennt, damit es auch noch in zehn Jahren etwas besonderes sein wird, ein Bielefelder zu sein.


Die ehemaligen "Ultras Bielefeld"

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Ruuudi
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Beitrag von Ruuudi » Di, 17.02.04, 20:10

Das hat schon Niveau ! Hätte ich der Szene ehrlich gesagt nicht zugetraut. Respekt, wieder was dazugelernt !

Ruuudi

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kuchnie na wymiar warszawa