Bernhardswalder hat geschrieben:
Mal ehrlich: Der Hass auf die jeweils andere Seite ist auf beiden Seiten stark ausgeprägt.
Was ich damit sagen will: Jede Grenzübertretung, jeder Wutanfall wurzelt in einer inneren Verletzung. Jeder Hass fand seinen Beginn in vormaligem Unverständnis, ja vllt. sogar in Angst. Und das staut und baut sich dann auf.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht was oder wen ich wählen werde. Vielleicht wirklich Bayernpartei? Freie Wähler? ÖDP? Oder wenn ich grad einen angekotzten Tag hab doch AfD?
Sorry, Bernhardswalder, aber AfD wählen, weil man grad einen schlechten Tag hat, das geht wirklich gar nicht. Den Kernpunkt hat der CSU-Typ (noch nie war mir die CSU so sympathisch) getroffen in dieser TV-Debatte, in der dann dieser weibliche AFD-Robotnik scheinbar beleidigt die Debatte verlassen hat, was natürlich Inszenierung war, aber auch der Punkt, an dem sie nichts zu entgegnen hatte, der Punkt ist: dass man zwar nicht alle AdD-Politiker und Wähler als Rechtsradikale bezeichnen kann, aber dass Höcke, der nachweislich bestens in Neonazi-Netzwerken vernetzt ist und dessen Hetz-Reden offenkundig durchdrungen von völkischen Gedankengut sind, ein Rechstradikaler ist, und dass Gauland, der wiederholt selbst durch rechtsradikale Äußerungen aufgefallen ist, ihn als Seele der Partei bezeichnet hat - da fragt man sich natürlich auch, wessen Geistes Kind Leute sind, die mit einem Rechtsradikalen (und Höcke ist ja bei Leibe nicht der Einzige, Gauland selbst zumindest ein halber, dann gibt es noch Poppenburg und zig andere) in derselben Partei sein wollen oder eine Partei mit Rechtsradikalen wählen wollen, oder?
Und ja: wenn ich diese geifernden bräunlichen Aussagen höre, alleinschon die Gauland-Äußerungen (türkischstämmige Politikerin in Anatolien entsorgen; Boateng nicht als Nachbarn; Stolz auf die Werhmacht, etc), da kommt einem doch wirklich das kotzen, das ist doch eine normale Reaktion, oder nicht? Das sind nämlich nicht einfach andere Positionen (und ich hab Freunde in den verschiedensten Lagern, von Linkspartei bis CSU), sondern das ist einfach widerlich, und ja, ja, ja: das hasse ich! Und die ganzen AfD-und-Nazi-Trolle im Netz, diese ganzen rechtsradikalen und Besorgte-Bürger-Shitstorms gegen linke oder liberale Kommentatoren, diese geifernden Vollpfosten schrecken ja nicht mal vor Morddrohungen zurück! Ich hasse das! Ich hasse das wirklich! Neulich war Tag der offenen Ministerien und auch das ARD-Hauptstadtstudio war offen, ich steh mit meiner 7-jährigen Tochter in der Schlange am Eingang, fährt so ein beknackes Angeber-Proll-Auto vorbei, kurbelt der Fahrer, so ein geleckter, aber unglaublich hässlicher Typ mit hervorquellenden Adern, die Scheibe runter und brüllt: Lügenpresse! - und so eine Sch....e muss sich meine Tochter ansehen und anhören! Ja, ich hasse das!
Nebenbei bemerkt: Albion Vrenezi ist im Kosovo geboren, ich denke mal, dass seine Eltern im Zusammenhang mit der Kosovo-Krise geflohen und nach Deutschland gekommen sind, also wahrscheinlich auch jemand, den die AdF, hätte sie es damals schon gegeben, nicht hier hätte haben wollen.
Natürlich steht dahinter Angst. Und natürlich muss man die Ängste ernstnehmen. Aber die Angst rechtfertigt eben nicht, AfD zu wählen. Das ist der schwierige Spagat, den man hinkriegen muss: Die Ängste der Leute ernstnehmen, mit ihnen reden, sich mit ihnen auseinandersetzen - aber dennoch klar Position beziehen und sagen, dass es sackblöd und auch nicht zu entschuldigen ist, AfD zu wählen.
Dass die AfD in den Umfragen gerade zweistellig ist, drittstärkste Kraft werden könnte und also sicher Rechtsradikale in den nächsten Bundestag einziehen werden (ich bezieh mich da jetzt auf den Außenminister und nicht auf irgendein Antifa-Organ) ist Grund genug, Farbe zu bekenne und sich zu engagieren!
Deshalb von mir ein konkreter Vorschlag:
Was haltet ihr von einer Fan-Initiative JAHNFANS GEGEN RECHTS nach dem Vorbild der St.Pauli-Initiative, der sich ja schon andere Vereine bzw. Fans angeschlossen haben (gibt sogar Hertha-Fans gegen Rechts, mein Nachbar ist drin, ist bei denen natürlich nur eine winzige Splittergruppe...)? Ein Fan-Engagement für Toleranz und Offenheit würd doch gut zum Jahn und Regensburg als ehemals freie, unabhängige Reichsstadt und heutigem Weltkulturerbe mit schon immer bunten Kulturleben und weltoffenen Anspruch passen, oder? Und wäre wohl mit gar nicht so viel Aufwand verbunden (das Logo JAHNFANS GEGEN RECHTS herstellen, zum Posten und als Klebe-Flyer; und eine Facebook-Seite oder einen Blog, auf dem man Werte formuliert und zu Entwicklungen Stellung bezieht;) Man müsste und sollte das nicht ganz so antifa-mäßig aufziehen wie die St.Paulianer, die ja aus einem anderen Milieu kommen als wir, da schwingt die Hafenstrasse ja noch mit (hab mal in HH studiert und war damals auch öfter mal im Stadion, der Torwart war noch Volker Ippig, so ein tatoowierter Hühne mit langen Haaren, der hat, jedenfalls der Legende nach, selbst in der besetzten Hafenstrasse gewohnt, da ging es dann durch die ganze Kurve hinter seinem Tor: VOLKER HÖR DIE SIGNALE - das hatte schon was, geb ich zu), sondern es so aufziehen, dass sich auch Fans damit identifizieren können, die der CSU nahe stehen. Wär doch auch ganz gut für unser Außendarstellung als cooler, engagierter Verein bzw Fanszene, oder?