vegasvicky hat geschrieben:Etz hab ich meine (simple) Frage auch noch blau eingefärbt, dass sie deutlich zu erkennen ist, aber trotzdem beantwortest sie mir nicht. Du könntest Dir das ganze Brimborium drumrum sparen. Ich will nur wissen, was "Fußball" für Dich bedeutet.
Ich weiß nicht, wie der perfekte Fußballnachmittag des Users tomkarl aussieht, ich kann dir aber mal meine Vorstellungen preisgeben. Ich nehm jetzt bewusst nur Bezug auf das Drumherum, denn über meine Trauer - und Orgasmusgefühle, die sich durch sportliches Geschehen abspielen, geht es hier nicht. Der (nahezu) perfekte Fußballnachmittag wird im Moment seit ca. 2-3 Jahren (zumindest was die Heimfans angeht) Woche für Woche in Regensburg gelebt. Hier hat es eine vernünftige Kommunikationspolitik seitens der Polizei gegeben, was dazu führt, dass auf beiden Seiten klare Vorstellungen bestehen, was alles möglich ist und ganz genau klar ist, was passiert, wenn Grenzen überschritten werden. Und hier rede ich nicht davon, dass dann eine militärisch anmutende Kampfeinheit alle zusammenschlägt, sondern das man sich mit einem kritischen Prozeß auseinandersetzen muss, der die eigenen Privilegien betrifft.
Hier stehen ein paar Polizisten irgendwo rum an Stellen, wo sie einer sinnvollen Fantrennung nützlich sind, was sicherlich der ein oder andere nicht gern hat, aber das ist eben Sinn und Zweck einer Polizei für Ruhe zu sorgen. Die Reibungspunkte zwischen Polizei und Fans haben sich dadurch in den letzten Jahren massivst verringert.
Dies wird übrigens auch mit Auswärtsfans nicht anders gemacht, wo über Kommunikation mit Fanprojekten etc gearbeitet wird, anstatt martialische Auftritte zu setzen. Mit dem Ergebnis, das es zuletzt möglich war, ach so gefährliche Szenen wie z.B. im letzten Jahr Jena ohne Mannen in Ritterrüstung, sondern lediglich mit 2-3 harmlosen Streifenpolizisten zum Stadion begleitete. Passiert ist - man glaubt es kaum - nichts. Wenn die Szenen mit Respekt behandelt werden, ist die Hemmschwelle, diese Behandlung zu verlieren sehr hoch und viele Dinge werden durch interne Mechanismen geregelt.
Die meisten Einsatzleiter trauen sich nicht, weil der andere Weg der einfachere, vermeintlich "Sicherere" ist, aber es ist derjenige, der in den Spätfolgen verheerend ist. Aber die können dem Einsatzleiter vor Ort egal sein, denn für den muss wichtig sein, den Einsatz am Spieltag ohne Streß von oben und von der Presse hinter sich zu bringen. Wenn man rein diese Perspektive sieht, kann man das vielleicht sogar nachvollziehen. Das Problem ist, dass die ständigen Reibungspunkte mit den Kampfeinheiten, die Leute radikalisieren und so an einer gefährlichen Spirale gedreht wird, die wenn sie sich unaufgehalten weitergedreht wird, auch hier irgendwann mal in Brutalität enden wird, wie es in anderen Ländern teilweise geschehen ist.
vegasvicky hat geschrieben:
"Fahnen angeblich falsch aufgehängt..."
Man sollte nicht immer gierig alle Info´s aus subjektiver 3. Hand dankbar aufnehmen, um sein eingefahrendes Weltbild noch mehr zu festigen. Wenn Dir persönlich schon mal von staatlicher Seite wirklich unrecht getan wurde, tut mir das leid und Du hast das Recht, stinksauer zu sein und im gesetzlichen Rahmen dagegen vorzugehen!
Aber vielleicht vermischt Du (und einige andere) womöglich den Fußball mit Politik und Hass auf´s System.
Noch kurz ne wahre Geschichte aus meinem Leben: kürzlich wollte ich nur mit Einem reden. Doch der hat mich in einer Tour nur beschimpft. ("sch... Staat, nimmt mir des ganze Geld. Und etz kürzens mir a no d´Stütze..."). Ich hätt bloß sei Zeugenaussage braucht und wollt dem gar nix böses. Aber der war so voller Hass dass wir nicht zammkommen sind.
Und vermutlich ist genau das bei vielen ebenfalls so. Die leben ihren Hass gegen den Staat da aus, wo sie ihn antreffen: Im Stadion in Form von der Polizei.
Dass sicher im Lager aktiver Fußballfans Infos gierig aufgenommen werden, die oftmals mit Sicherheit auch subjektiv geschildert sind, das will ich nicht bestreiten. Alleine liegt es daran, dass man vieles auch schon so erlebt hat und sich bildlich vorstellen kann. Dass wegen falsch aufgehängter Fahnen Polizisten in den Block marschieren, habe ich schon selbst erlebt, das ist also mit Sicherheit keine reine Fiktion.
Du siehst denn Hass, der dir als Polizist entgegenschlägt. Du siehst aber nicht den Menschen, der vielleicht im Laufe der Jahre seine Erlebnisse mit der Polizei gemacht hat. Du siehst nur das Ergebnis eines Menschen, der sich Hass auf die Polizei und "das System" aufgebaut hat. Ich kann dir aus meiner eigenen Erfahrung sagen, wie schnell so etwas gehen kann.
Ich bin als minderjähriger Junge nach Hoffenheim gefahren, kannte niemanden aus der Szene, hatte keine Ahnung was passiert und was nicht. Ich war und bin auch heute nicht an irgendwelchen gewalttätigen Aktionen interessiert, wollte einfach mein damals erstes Auswärtsspiel außerhalb Bayerns sehen. Heimgekommen bin ich mit einem Veilchen, das mir ein charmanter Herr in Uniform mit seinem Handschuh geschenkt hat. Das war mein erstes Erlebnis mit der Polizei beim Fußball. Im Laufe der Zeit machst du aber nicht nur dieses eine Erlebnis, sondern erlebst einen Hammer nach dem Nächsten. Und plötzlich bekommst du ein Verständnis für die Leute, die du vorher selbst noch nicht ernst genommen hast, mit ihrer Pöbelei gegen die Polizei. Irgendwann hab ich dann auch begonnen, mit deinen vier Lieblingsbuchstaben 16 Getränke zu bestellen und war also auch einer von denen, die das System hassen.
Ich bin heute durch zahlreiche Erfahrungen ein etwas differenziertes Bild und beteilige mich nicht mehr an dieser Pöbelei gegen die Polizei. Jedoch kann ich die Abneigungen, die viele Menschen im Laufe der Jahre entwickelt haben, absolut nachvollziehen.
Es sollte bei der Polizei endlich mal die Selbstreflexion einsetzen. Man muss endlich aufhören, nur das Symptom des Hasses, der einem entgegenschlägt und der sich immer mehr in alle Bevölkerungsschichten ausweitet, zu sehen. Es muss endlich ein Prozess der Ursachenforschung einsetzen. Es ist für mich unglaublich, welche Entwicklung ich in der öffentlichen Meinung sehe. Ein Polizist war vor 10 Jahren noch einer der angesehensten Bürger. Heute wird er zunehmend von einer breiten Bevölkerung als etwas Bedrohliches wahrgenommen. Das kann doch nicht nur an den Leuten liegen oder?
vegasvicky hat geschrieben:
Geht´s halt einfach zum Fußball, konzentrierts Eure Kraft auf´s Spiel und den Support und lassts die Leut in Grün in der Ecke stehen! Die wollen Euch nix, wenn Ihr nix von dene wollt´s.
Diese These würde ich dir bei 95% der Streifenbeamten über 50 Jahre unterschreiben. Sie trifft aber leider allzu häufig nicht auf die junge Generation in den Einsatzzügen, ob von USK, Bepo oder wie die Dinger alle heißen, zu. Diese verhalten sich, wie so viele junge Menschen in der heutigen Zeit in ihrer Langeweile. Sie suchen Action. Und wenn sie keinen Anlass dafür finden, dann suchen sie sich eben einen. Das ist mit Sicherheit nicht pauschalierbar, aber es trifft leider auf einen viel zu hohen Prozentsatz von Beamten in diesen Positionen zu.
Wenn ich z.B. wie in diesem Jahr in Sandhausen geschehen, wegen einer Kleinigkeit (ein Vorsänger stand unerlaubter Weise auf dem Zaun) den Block stürme und mich jeglicher Kommunikation mit Fanbeauftragten oder sogar meinen eigenen Kollegen in Person von fankundigen Beamten verweigere, dann gibt es für mich keinen anderen Schluss, als dass man auf Action aus war.
vegasvicky hat geschrieben:
Und bzgl. der Vorfälle mit den "schwarz gekleideten Beamten" kann ich nix sagen, weil ich net dabei war. Wenn die überzogen haben, dann sollns dafür grad stehen.
Tun sie aber nicht, weil sie nicht identifizierbar sind.