Das ganze scheint ähnlich wie in Aachen zu sein.HZ hat geschrieben:IMMER wieder :
Rechts vor links
Bei Fortuna Düsseldorf wird eine linke Fangruppe aus dem Block verbannt – von den eigenen Ultras
Von Florian Osuch
Hätten sich die im folgenden geschilderten Ereignisse nicht in Westdeutschland, genauer in Düsseldorf, zugetragen, sondern in einem ostdeutschen Bundesland, wären sie vermutlich ein Thema für die überregionale Presse gewesen. Noch immer werden Neonazismus, Homophobie und Rassismus im Fußball vor allem mit Clubs aus dem Osten in Verbindung gebracht. Tatsächlich gibt es in Stadien zwischen Ostsee und Erzgebirge ein Problem mit Rechten, doch eben auch zwischen Nordsee und Alpen – nur, daß dortige Vorkommnisse seltener Beachtung finden. Zuletzt häuften sich jedoch entsprechende Meldungen, unter anderem aus Dortmund und Duisburg. In Aachen und Braunschweig kapitulierten antifaschistische Fans vor rechten Gruppierungen.
Jetzt sorgt ausgerechnet Fortuna Düsseldorf für Schlagzeilen, ein Club, der laut dem Fußballmagazin 11Freunde zeitweise als »zweites St. Pauli« gehandelt wurde. Viele Jahre waren dort rechte Vorfälle im Vergleich zu anderen großen Clubs sehr selten. Doch schon seit langem schwelt ein Konflikt innerhalb der Fanszene.
Bei der Auswärtspartie am 22. März gegen den FSV Frankfurt eskalierte nun der Konflikt zwischen linken Fans und Hooligans. Angehörige der rechtsoffenen »Bush­whackers« hatten einen Banner der faschistischen Fangruppe »Frente Atletico« vom spanischer Erstligisten Atletico Madrid aufgehängt. Beide Fangruppen sind befreundet. Antifaschistische Fans, die sich unter anderem »Dissidenti Ultra« nennen, fühlten sich von der Flagge gestört. Über Mitglieder des Dachverbands Ultras Düsseldorf suchten sie eine Lösung. Doch aus einer verbalen Auseinandersetzung entwickelte sich eine handfeste Schlägerei, bis die Polizei für Ruhe im Gästeblock sorgte.
Der Verein reagierte konsequent. In einer Stellungnahme hieß es, daß »der erste Akt körperlicher Gewalt klar einem Einzelmitglied der Gruppe ›Bushwhackers‹ zuzuordnen« sei. Gegen zwei Hooligans habe der Verein bereits Hausverbot und in Absprache mit dem FSV Frankfurt ein bundesweites Stadionverbot erlassen. Gleichwohl werde dies auf alle Personen angewendet, denen »bei der Auseinandersetzung in Frankfurt aktive Gewalt« nachgewiesen werden könne.
Nach den Ereignissen in der Mainmetropole wurde dem Verein Video- und Bildmaterial mit Belegen für die faschistische Ausrichtung der »Frente Atletico« vorgelegt. Der Verein erklärte, er könne Banner dieser Gruppierung »im eigenen Fanclub nicht tolerieren«. Das ist nur verständlich, denn bei der »Frente Atletico« handelt es sich nicht etwa um eine Gruppe, die ein paar rechtsorientierte Fans duldet. Vielmehr sind faschistische Symbole, Gesänge und historische Bezüge zum Franco-Regime zentrale Elemente ihrer »Fankultur«. Vor Beginn einer Partie erhebt schon mal die ganze Fankurve den rechten Arm zum Hitlergruß und singt das Lied »Cara al Sol«, die Hymne der faschistischen Falange-Bewegung. Es gibt Banner zur Glorifizierung der »Blauen Division«, jener spanischen Freiwilligentruppe, die auf seiten der Wehrmacht gegen die Sowjetunion kämpfte.
Die Auseinandersetzung in Frankfurt kann als Zäsur innerhalb der Düsseldorfer Fanszene bezeichnet werden, denn obwohl der Dachverband Ultras Düsseldorf (UD) sich klar gegen das Banner der »Frente Atletico« ausspricht, hat sie kurzerhand die linke Gruppe »Ultra Dissidenti« aus dem Fanblock geworfen. Bei UD sei man sich einig, daß es innerhalb der Kurve »keine gemeinsame Zukunft mit der Gruppe ›Dissidenti‹ geben« könne. Zähneknirschend akzeptiert »Dissidenti Ultra« den Rauswurf, betont jedoch: »Wir gehen nicht aus freien Stücken aus dem Block, sondern verlassen ihn, weil wir keine andere Möglichkeit mehr haben.« Mit der Verbannung verliert die Gruppe obendrein die »Freiheiten innerhalb der Stadionordnung für die selbstverwaltete Kurve«, wie der Verein umgehend erklärte.
Es war nur eine Frage der Zeit, wann es in Düsseldorf zu einem Konflikt kommen würde. Bereits im Januar 2013 hatte 11Freunde von einem »Comeback der Gewalt« geschrieben und vor einer »Rückkehr der Hooligans« im Fortuna-Stadion gewarnt.
Die Fanszene hat sich zuletzt mehr und mehr entpolitisiert, auch weil das Milieu mit wachsendem Erfolg der Mannschaft unübersichtlicher wurde. Gleichzeitig kehrten auch Hooligans ins Stadion zurück. 11Freunde hatte bereits vor einem Jahr einen »Rechtsruck im heterogenen Düsseldorfer Hooliganmilieu« beobachtet.
Siehe hierzu auch meinen älteren Thread "Aachen Ultras ziehen sich zurück"